Heute war ich ganz allein unterwegs, d.h. nur ich und mein heutiger Taxifahrer Kushu, was so viel heißt wie: Der am Montag geborene…alle kennen Kofi Annan, der wurde also an einem Freitag geboren, wegen Kofi. (Kleiner Nachtrag: Leider verstarb er am 18.8.2018 an einem Samstag). Tatsächlich hat mich am Ende Kushu den ganzen Tag begleitet, nachdem der Preis für die Fahrt zum Anlegehafen der kleinen Fährboote ausgehandelt war, fuhren wir mit einem alten Toyota los. Von überall dringen Geräusche aus dem Wagen, die Öldrucklampe blinkt rhythmisch auf, so also wäre sie der Pulsschlag des Motors, aber er fährt. Nichts ahnend steuert Kushu eine der kleinen Gassen, mitten in den großen Markt hinein, an. Da ich den Weg in Richtung Aného mittlerweile ganz gut kenne, frage ich was er vor hat? Und er antwortet: „Was kaufen!“, meine Antwort ist ziemlich direkt und unmissverständlich: „Nö!“ Diese hat wiederum zur Folge, dass wir die Straße nun rückwärts fahren, ein großer Spaß! Aber wie eigentlich immer hier in Togo, je verrückter der Versuch desto eher klappt’s! Nach 45 Minuten erreichen wir die Anlegestelle. Kushu hat übrigens, nachdem ich die Fahrt über den Lac du Togo bezahlt hatte, einfach gefragt, ob er auch mitfahren könne, statt hier auf mich zu warten. Und ich freue mich wiedermal über diese spontane, unkomplizierte Art. Zusammen steigen, Kushu und ich, in eine dieser Piroggen, so werden die Boote hier genannt und sie stellen die Nachfolger der klassischen Einbäume dar. Da der See an dieser Stelle nicht tief ist, schiebt der Fährmann, quasi wie ein togolesischer Gondolière, mit einem langen Palmen Ast das Boot Richtung dem gegenüberliegenden Ufer. Nur unterstützt durch ein kleines Segel, was nicht nur so aussieht als wäre es aus Mehlsäcken zusammengenäht worden.
Wir erreichen Togoville, ehemals Togostadt, hier wurde damals die Vorstufe zur späteren deutschen Kolonie geschaffen. Dies war die erste offizielle Stadt Togos, an exponierter erhöhter Stelle, um einen guten Blick in Richtung Meer und dem Umland zu haben. Alle Gebäude die noch zu sehen sind, stammen aus der Zeit um 1910-1916 und sie sind zwar ziemlich hinüber, aber sie stehen noch.
Natürlich auch die Kirche, vor der sogar schon Papst Johannes Paul II eine Messe abgehalten hat.
Den Deutschen begegnen heutzutage die Togolesen offen und freundlich, wie allen Fremden. Auch deshalb kam ich ja auf die Idee hier meine Mission zu starten, in einem Land indem Menschen mit vielen verschiedenen ethnischen Hintergründen friedlich zusammenleben. Die Kolonialzeit der Deutschen wird heute meist positiv gesehen. Mir gegenüber waren alle Togolesen immer freundlich, gerade auch wenn sie erfuhren, dass ich aus Deutschland komme. Mir persönlich fällt es trotzdem schwer hier diesen Ort zu betrachten. Kolonien passen einfach nicht in mein persönliches Weltbild. Aber das ist müßig.
Wer heute, aber auch in der Welt das sagen hat, merke ich auch an den Sprachen, die mein Guide spricht: Französisch, Englisch, Spanisch, Deutsch und Chinesisch.
Am Ende lerne ich noch mächtig viel über Voodoo im Ort, an jeder Ecke steht ein Altar, teilweise auch mit Opfergaben davor: Zigarette oder Huhn! Eine Zigarette zu sehen überrascht mich, denn in Togo gilt es als unfreundlich zu rauchen. Tatsächlich raucht hier wirklich niemand. Das finde ich klasse!